Inspiration gehört sicherlich zu den schwierigsten Wörtern, mit denen wir täglich um uns werfen: Fast jeder versteht darunter etwas anderes. Trotzdem spüren wir intuitiv, dass es kein unwichtiges Wort ist, und deshalb lohnt es sich, ab und zu darüber nachzudenken.
Inspiration kommt vom lateinischen „inspiratio“ und heißt so etwas wie „Einhauchung“ – also etwas nicht Greifbares, das von außen in uns kommt. Und offensichtlich haben wir danach mehr in uns als vorher, sonst würde das ja keinen Sinn machen.
Aber was ist dieses „mehr“? Eine Inspiration ist weniger als eine konkrete Idee, aber sie kann viel mehr wert sein. Denn sie eröffnet uns neue Denkwege, schlägt Schneisen in Sackgassen und hüpft über bisher unüberbrückbare Abgründe. Eine Inspiration zeigt uns neue Wege, lässt uns anders nachdenken und kann insofern viele neue Ideen gebären.
Aber Obacht, Inspiration kommt nicht von allein. Man muss sich auch inspirieren lassen wollen. Neudeutsch würde man sagen: Man muss „inspiration-ready“ sein. Dafür gibt es drei gute Tipps:
Erstens.
Immer wieder das Gleiche zu lesen, wird niemals zu etwas anderem führen. Es kann ungeheuer erhellend und eben inspirierend sein, ab und zu mal die Disziplin zu wechseln. Also nicht immer nur Marketing-Literatur, sondern mal schauen, was Soziologen, Psychologen, Biologen, Volkswirtschaftler oder Historiker zu sagen haben.
Zweitens.
Das Gespräch mit Menschen, die in der Lage sind, ihr Weltbild zu verlassen und von außen zu betrachten. Denn es gibt nichts Ermüdenderes als Dogmatiker und Routiniers. Deren ständiges Wiederkäuen des immer Gleichen ist die Quelle einer fast unerträglichen Langeweile, des Stillstands und letztlich des Rückschritts. Es macht glücklich, wenn jemand seine Basis in Frage stellen und furchtlos Neuland betreten kann.
Drittens.
Wissen, wo die Grenzen sind. Ab und an tut es gut, selbst mal was Kühnes zu denken. Eine geldlose Gesellschaft? Eine interstellare Wirtschaftsordnung? Das Post-Internet-Zeitalter? Die Gedanken sind frei und ohne freies Denken gibt es auch keine Inspiration.
Update Dezember 2020:
Inspiration, 2. Kapitel.
Lesen, schauen, wirken lassen, kommunizieren, nachdenken – man sieht: Inspiration ist gar nicht so passiv für den Empfänger; da gibt es eine Menge zu tun, um der „Einhauchung“ die Türen zu öffnen.
Noch eine Überlegung dazu: Beim Nachdenken über Inspiration stößt man zwangsläufig auch auf einige interessante Mechaniken der „Einhauchung“, anhand derer man sehr schön zeigen kann, wie dieses merkwürdige Inspirationsding funktionieren kann.
Bionik – vom Geistesblitz zum Forschungsschwerpunkt.
Die Bionik ist ein großartiges Beispiel dafür, wie sich das, was vielleicht als vereinzelte oder punktuelle Inspiration begann, zu einer ausgewachsenen, systematischen Forschungsdisziplin ausgebaut hat: Man beobachtet ein Phänomen aus der Natur und leitet daraus Prinzipien oder Strukturen für eine technische Lösung ab. Technik lässt sich von der Biologie inspirieren.
Ältestes und wahrscheinlich berühmtestes Beispiel: Leonardo da Vincis Flugapparat, dessen Prinzipien sich der Meister schon 1505 von der Beobachtung des Vogelflugs abgeleitet hatte. Der Apparat flog zwar nicht, aber ein Anfang war gemacht. Inzwischen wird diese Variante der Inspiration längst systematisch betrieben und es gibt hunderte gelungene Beispiele zu bestaunen.
Der Klettverschluss wurde von der Klette abgeguckt, die Saugnäpfe von den Kraken und selbstreinigende Oberflächen von der Lotusblüte. Interessant auch, dass die wachsenden Möglichkeiten der Technologie dieses Abgucken immer weiter verfeinern: Wo man früher nur die eigenen Augen hatte, kann man sich heute zum Beispiel hochempfindlicher Mikroskope bedienen und winzigste Strukturen ansehen.
Star Trek – Inspiration durch Faszination.
Ein schönes Exempel dafür, wie Literatur, Film oder Kunst allgemein inspirieren können, ist der Kosmos von Star Trek, von dem immer wieder gesagt wird, dass er viele Wissenschaftler inspiriert hat. Wunderschönes Beispiel dafür ist etwa Dr. Hubert Zitt von der Hochschule Kaiserslautern, dessen Vorlesungen zur Physik von Star Trek mittlerweile Legende sind. Hier kann man sehen, dass Inspiration auch indirekt funktionieren kann: Die Faszination einer Idee, sei es auch eine poetische, kann für den Alltag motivieren und im besten Sinne inspirierend wirken.
Das sieht sogar die NASA so: Sie ließ dem verstorbenen Star Trek Erfinder Gene Roddenberry eine große Ehre zuteilwerden und schoss die Urne mit der Asche des Star Trek Erfinders 1997 mit einer Pegasus Rakete in eine Erdumlaufbahn. Die internationale astronomische Union benannte einen Mars-Krater nach ihm und auch der Asteroid 4659 ist nach ihm „Roddenberry“ benannt.
Ob Beamen, Warp-Antrieb, Kommunikator, Tricorder oder die Idee einer geldlosen Gesellschaft – offensichtlich sind viele Menschen von den in Star Trek vorgetragenen Ideen beeindruckt. Inspiration kann also auch atmosphärisch sein – wie sagt uns ein Zitat von Walter Benjamin: „Jede Epoche träumt ja nicht nur die nächste, sondern träumend drängt sie auf das Erwachen hin.“
Lockdown – Inspiration aus der Krise.
Auch die derzeitige und unangenehme Situation kann Quelle von Inspiration sein – eine Krise also. Hier sind es plötzliche Einschränkungen, die uns dazu inspirieren, neue Lösungen zu finden, zu improvisieren oder uns neu zu erfinden. Das wird besonders deutlich, wenn man sieht, in welchem Tempo wir unsere Arbeitswelt auf virtuelle Füße gestellt haben, wie wir lernen, damit umzugehen und zurecht zu kommen. Wir veranstalten Messen und Konferenzen im Netz, wir arbeiten tagtäglich virtuell zusammen – und vor allem: Wir achten dabei auch aufeinander.
Man sieht: Inspiration ist vielgestaltig.
Auf merkwürdige Weise der Motor, der uns bewegt, motiviert, antreibt, Dinge anders zu machen. Und das Schönste daran ist: immer aus unvermuteten Ecken.
Was bedeutet Inspiration für Sie?
Für uns als B2B-Agentur ist Inspiration natürlich Anspruch und tägliche Herausforderung zugleich. Wir hoffen die Beiträge auf unserem Blog inspirieren Sie.