Als B2B-Agentur stellt uns die rasante Entwicklung der KI-Tools vor zahlreiche neue Möglichkeiten und Herausforderungen. Gerade im Art-Bereich haben Tools wie Midjourney oder DALL-E den Arbeitsalltag grundlegend verändert.
Um diesem Thema genauer auf den Grund zu gehen – und herauszufinden, worauf es beim Prompt Engineering in der Gestaltung ankommt, haben wir uns mit Thorsten, Director Art und Design bei wob zusammengesetzt.
wob: Die klassische Einstiegsfrage: Was versteht man im Art-Bereich unter Prompt Engineering?
Thorsten: Beim Prompt Engineering im Bereich Art fütterst du eine KI mit einem Prompt – also einem Text, der der KI die nötigen Informationen zur Bilderstellung gibt – und diese erstellt dann ein Bild. Natürlich haben wir dazu bereits eine Reihe verschiedener Tools ausprobiert, aber hauptsächlich nutzen wir im Moment Midjourney. Klar, für spezielle Fälle kommen auch andere Tools zum Einsatz, aber Midjourney ist sozusagen unser Hauptdarsteller.
wob: Und wo glänzt KI bei euch so richtig? Und gibt es auch Dinge, bei denen sie einfach nicht mithalten kann?
Thorsten: KI-Tools eignen sich hervorragend zum Sammeln von Inspirationen. Gerade Moods und Moodboards können so viel schneller als auf die herkömmliche Weise erstellt werden. Aber – und das ist ein großes ABER – beim finalen Feinschliff kommt sie nicht an uns Menschen ran. Denn natürlich können wir keines der generierten Bilder 1:1 übernehmen. Zuerst müssen sie B2B-tauglich gemacht werden.
So passen wir das Material zum einen farblich entsprechend an die Bildwelt des Kunden an, zum anderen führen wir Retuschen durch, erweitern Bildausschnitte, heben relevante Objekte hervor und so weiter. KI ist aber noch lange nicht das Allheilmittel für unser Handwerk. In Bezug auf Typografie, Logodesign und sehr feine Design-Visualisierungen hat bisher der Mensch die Nase noch vorne.
wob: Warum habt ihr euch eigentlich für Midjourney entschieden? Gibt’s da einen besonderen Grund?
Thorsten: Midjourney entwickelt sich ständig weiter. Das sehen wir schon an den Händen menschlicher Figuren. Diese sehen inzwischen nicht mehr nach verrückten Mutationen, sondern nach echten menschlichen Gliedmaßen aus. Bei Midjourney merkt man einfach, dass an jeder Ecke entwickelt und geforscht wird.
Ein gutes Beispiel für eine Neuerung: die Zoom-Out-Funktion. Diese erlaubt es, den Rahmen eines generierten Bildes über seine ursprüngliche Größe hinaus zu vergrößern. So spart man sich die Nutzung eines weiteren Tools wie Dall-E zur Bilderweiterung.
wob: Und was hat es mit den Neuerungen in der Adobe Creative Cloud auf sich? Was wird die Zukunft bringen?
Thorsten: Hier schließt sich wieder der Kreis. Beispielsweise hat Photoshop neue und sehr spannenden KI-Funktionen wie die generative Füllung, die unsere Arbeit immens erleichtern. Aktuell gibt es in diesem Bereich Tag für Tag neue und spannende Entwicklungen. Darum lautet die Devise: Immer am Ball bleiben!
wob: Das diesjährige Motto des Art Directors Club lautet: “Change the world with creativity.” Ist die Sorge groß, dass neue Ideen jetzt einfach gepromtet werden?
Thorsten: Ich denke, hier sollten wir uns alle ein wenig beruhigen. Denn KI ist im Moment vor allem noch eins: ein Sparringspartner. Und zwar ein sehr guter – gerade, wenn es um Ideen, Texte, Bilder und Storytelling geht.
Dennoch geht ohne uns Menschen nichts. Ohne den richtigen Input kann mir die Maschine auch nichts liefern, was mich als Gestalter zufriedenstellt. Kurz gesagt: Beherrscht man das Tool richtig, können tolle Ergebnisse erzielt werden – aber der Mensch bleibt immer noch der entscheidende Faktor in dieser Gleichung.
wob: Aber kann nicht auch die AI die Gestaltenden inspirieren und andersherum?
Thorsten: Klar. Manchmal führen zufällige, nicht beabsichtigte Vorschläge zu den besten Ergebnissen – wenn man sich davon inspirieren lässt. Das ist zum Beispiel beim Zeichnen nicht anders. Nehme ich den Stift einfach mal in die andere Hand, weiche ich natürlich vom beabsichtigten Ergebnis ab, aber genauso gut können neue, inspirierende Dinge entstehen – oder auch nicht. Und genauso ist es mit den KI-Ergebnissen. Manchmal muss man einfach loslassen und schauen, was passiert.
wob: Klingt doch schonmal gut. Aber wie sieht das in deinem Alltag aus? Hast du ein Beispiel?
Thorsten: Neulich haben wir für das Tech-Magazin eines Kunden Bilder für Titel- und Opener-Seiten kreiert und dafür auch die KI als Unterstützung eingesetzt. Dazu gehörte ein Visual zum Thema e-mobility, dass direkt die Fantasie unseres Kunden angeregt hat: “In der Zukunft gibt es bestimmt einen WLAN-Drive-Through zum Laden von E-Autos.” Gesagt getan und so haben wir diese Idee in den Prompt integriert. KI bietet also auch die Möglichkeit, mit Kunden gemeinsam zu brainstormen und spontan auf ihre Ideen einzugehen.
wob: Aber gehen wir nochmal einen Schritt zurück: Welche Skills sollte jemand mitbringen, der Prompt Engineer im Art-Bereich werden will? Wird das Handwerk unwichtig?
Thorsten: Man muss wissen, womit man die Maschine füttert, um die gewünschten Ergebnisse zu erhalten. Wie erwähnt, verwandelt sich ein Stück des Handwerks in Wissen über das Handwerk. Früher wurde bei Anzeigen manuell geklebt, ausgeschnitten, übermalt etc. Und auch als Photoshop und Indesign diese Aufgaben übernahmen, musste man trotzdem Talent und ein Wissen für das grafische Handwerk mitbringen.
Handwerkliches Denken ist also nach wie vor wertvoll. Das haben einem die Tools nicht abgenommen. Kurz gesagt: Was wirklich zählt, ist zum einen das richtige Vokabular, um die Vision in Worte fassen zu können und zum anderen die Bereitschaft, sich offen auf die neuen Tools einzulassen und sie so effektiv wie möglich einzusetzen.
wob: Es gibt mittlerweile sogar Agenturen, die Prompt Artists vermitteln. Was hältst du davon?
Thorsten: Das ist interessant. Schaut man beispielweise in das Portfolio dieser Agentur, findet man hauptsächlich “alte Hasen” der Branche. Diese haben bereits gelernt, wie visuelle Kommunikation funktioniert und das ist auch gut so. Natürlich möchte ich dem Nachwuchs nichts absprechen – im Gegenteil. Es zeigt aber: Erfahrung schafft Mehrwert – auch im Umgang mit der KI.
wob: Was hat ein Kunde denn davon nicht auf eine Vermittlung zurückzugreifen, sondern auf eine Agentur, die ganzheitlicher denkt?
Thorsten: Als ganzheitlich denkende Agentur können wir beraten, wo der Einsatz Sinn ergibt und wo nicht. Das müssen wir bei jedem neuen Tool evaluieren. KI ist auch nicht die Patentlösung für alle Projekte. Generell gilt: Künstliche Intelligenz bleibt künstlich. Das Handwerk, der Mensch ist nahbarer. Das wird sich wohl in Zukunft noch stärker preislich abbilden.
Im Moment ist es natürlich ein Hype, der definitiv auch erst mal anhalten wird. In welchen Situationen und Lebensbereichen welche KI allerdings richtig greift und unser Leben nachhaltig verändert, bleibt abzuwarten.
Was wirklich zählt, ist zum einen das richtige Vokabular, um die Vision in Worte fassen zu können und zum anderen die Bereitschaft, sich offen auf die neuen Tools einzulassen und sie so effektiv wie möglich einzusetzen.
Sicher ist: Es ist mehr als ein Trend. Dabei ist es völlig normal, dass man als Agentur und Kunde einfach auch mal überfordert ist mit all den Möglichkeiten. Aber genau darin liegt ja der Reiz. Das Beste aus allen Möglichkeiten zu filtern und gewinnbringend einzusetzen. Denn gerade als B2B-Agentur können wir zum Glück Veränderungen schnell erkennen und unseren Kunden Handlungssicherheit geben.
wob: Apropos B2B: Da geht es ja um sehr spezifische Produkte – das ist noch schwieriger darzustellen als vermeintlich “generische” B2C-Produkte, oder?
Thorsten: Genau. Hinzu kommt, dass Kunden unser Know-how über erklärungsbedürftige Produkte schätzen. Die Produkte und Services sind teilweise so speziell, dass KI ohne unser Zutun völlig verloren wäre. Wir sehen die Tools daher als Sparringspartner, Ideengeber und manchmal auch als Zeitersparnis.
Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir in der Kreation Ergebnisse bekommen, die uns rundum zufriedenstellen. Unser Anspruch an exzellente Kreation und Storytelling ist einfach sehr hoch. Außerdem kann KI keine Erfolge feiern. Wenn bei uns der Friedrich läutet (die Pitch-Glocke in der Agentur) stoßen wir gemeinsam an. Bisher leider noch ohne unseren virtuellen Kollegen
wob: Vielen Dank für das Gespräch!
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